Breitband-Absorber selbst bauen
Es gibt Dinge, auf die ist man stolz, wenn man sie sein Eigen nennen darf. Ein luxuriöses Auto, eine schicke Armbanduhr, hochwertige Lautsprecher – was steht bei Dir an erster Stelle? Worüber würdest Du Dich freuen und gerne ein Foto darüber posten?
Absorber gehören vermutlich noch nicht dazu, oder doch? Bin ich der einzige, dem ein Breitband-Absorber ein breites Grinsen ins Gesicht zaubert? Na dann wird es aber Zeit, dass wir dieses Thema angehen!
Zugegeben, einen Preis für innovatives Design kann solch ein einfacher Absorber nicht gewinnen. Und bei einem Materialpreis von rund 25 EUR ist es vielleicht auch nichts, was Deinen Nachbarn vor Neid erblassen lässt. Der wahre Grund zur Freude liegt deshalb einzig und allein bei seinem Nutzen: richtig eingesetzt kann er den Klang Deiner Lautsprecher auf ein völlig neues Level bringen!
Und ich kann Dir schon jetzt versprechen: wenn Du einmal den Unterschied gehört hast, willst Du Deine Absorber nicht mehr hergeben! 😁 Und vielleicht postest Du dann auch stolz ein Foto von Deinen kleinen aber effektiven Helfern! Ich freue mich drauf!
Während der nächsten Wochen werde ich mich intensiv mit dem Thema Raum-Akustik in meinem eigenen Wohnzimmer beschäftigen. Insbesondere die Frage nach der Wirksamkeit bei tiefen Frequenzen werde ich systematisch und objektiv mittels Messtechnik klären, damit Du eine gute Grundlage bekommst für Deine eigene Entscheidungen.
Bevor wir nun loslegen, noch ein kurzes Wort, wie meine „Anleitung“ einzuordnen ist: Mir geht es in allererster Linie um die akustischen Eigenschaften. Guter Klang und Musikgenuss sind meine größten Leidenschaften! Nebenbei soll es natürlich trotzdem noch halbwegs wohnlich bleiben in meinem Wohnzimmer.
Womit ich nicht dienen kann, sind perfekte Tipps für die Holzverarbeitung. Ich bin für mich selbst sehr zufrieden mit der Ausarbeitung, so wie die Absorber nun in meinem Wohnzimmer stehen. Aber ich bin sicher, an vielen Stellen gibt es Möglichkeiten zur Verbesserung. Nimm meinen Vorschlag deshalb nicht unbedingt als strikte Anleitung, sondern vielmehr als Anregung für Deine eigene Umsetzung. Insbesondere bei der Holzstärke und der Art der Verklebung/Verschraubung fälle Dein eigenes Urteil, ob dies für Deine konkrete Situation eine ausreichende Stabilität erreicht. Deine Gesundheit und die Deiner Familie und Gäste steht hier an erster Stelle!
Welche Größe und Dicke sollte ich nehmen?
Ich habe mir das Leben so einfach wie möglich gemacht - zumindest in diesem Fall! 😀 Es gibt Steinwoll-Matten meistens fertig geschnitten in einer Größe von 120x60cm. Das war für mich perfekt, denn mit zwei Stück übereinander komme ich fast bis zur Raumdecke.
Die Verarbeitung von Steinwolle ist leider mit etwas Schmutz verbunden. Ich kann daher nur wärmstens empfehlen, fertige Platten zu verwenden. Bevor Du Dich an die Planung deines Holzrahmens begibst, statte am besten zu allererst Deinem Baumarkt einen ersten Inspirations-Besuch ab und lass Dir die verfügbaren Größen zeigen.
Bei der Dicke des Absorber kommt es natürlich auf Dein Ziel und Deine Anwendung an. Wenn Du nur eine Sprecherkabine auskleiden möchtest, reicht sicherlich eine geringere Tiefe als wenn Du (wie ich) auch tieffrequenten Schall vom Subwoofer absorbieren möchtest.
Ich habe mich für eine Tiefe von 20cm entschieden. Falls dies noch nicht weit genug in den Bassbereich hinunterreicht, lässt sich der Absorber später noch einige cm von der Wand entfernen, um die Absorptionswirkung zu verbessern. Details zum Zusammenhang zwischen Absorbertiefe und unterer Grenzfrequenz werde ich im nächsten Blog-Artikel nachliefern, sobald ich das ganze gemessen habe.
Die Materialliste
Mein Lieferant hatte die Steinwolle nur mit einer Dicke von 5cm im Programm, deshalb verwende ich davon vier Stück übereinander, um auf meine Absorbertiefe von 20cm zu kommen.
Folgende Materialien habe ich pro Absorber verwendet:
Steinwolle Rockwool Airrock ND (50kg/m³): Platten zu 120x60x5cm (4x)
Holzrahmen und Rückplatte aus 10mm Sperrholzplatte: 120x20cm (2x), 62x20cm (3x)
Kanthölzer 17x17mm: 19cm lang (4x)
Stoff (akustische Eigenschaften irrelevant): 180x120cm
Stoffreste für die Rückseite: mind. 130X70cm
Falls die Frage aufkommt: die Summe aller Materialien hat in meinem Fall nur gute 20 Euro (pro Absorber) gekostet.
Welches Werkzeug brauche ich?
Die wenigen Werkzeuge, die Du brauchst, hast Du entweder ohnehin schon zu Hause, oder Du bekommst sie für ein paar Euro im Baumarkt:
Holzleim
Nägel oder Schrauben (ich hab Nägel 1,3x20mm verwendet)
Hammer oder Schraubendreher
Tacker und passende Klammern
Schere
Dein Baumarkt wird mit großer Wahrscheinlichkeit das Holz für Dich kostenlos nach Deinen Vorgaben sägen. Somit brauchst Du keine Säge – weniger Arbeit und weniger Schmutz zu Hause!
Schritt 1: der Holzrahmen
Als erstes habe ich die Kanthölzer auf die Seitenwände geklebt. Falls Du dickeres Holz verwendest, kannst Du möglicherweise auf Kanthölzer verzichten. In meinem Fall schien es mir sinnvoll, diese aus Stabilitätsgründen zu verwenden. Sicherheitshalber habe ich die Kanthölzer zusätzlich noch mit 2 Nägeln fixiert. Wichtig ist darauf zu achten, dass sie bündig mit den Seitenteilen abschließen, um eine große ebene Fläche zu erhalten.
Als nächstes gilt es, jeweils zwei Seitenteile und zwei Boden/Deckenplatten zu einem Rahmen zu verbinden. Wenn Du eine zweite Person zur Hilfe bitten kannst, vereinfacht Dir dies bei diesem Schritt die Arbeit. Auch hier habe ich zuerst geleimt und dann mit zwei Nägeln fixiert.
Den fertigen Rahmen habe ich anschließend über Nacht trocknen lassen.
Schritt 2: Stoff um den Rahmen spannen
Wenn Du einen verfügbar Tisch hast, der größer ist als Dein Holzrahmen, kannst Du den Stoff wie eine Tischdecke auf den Tisch legen und den Holzrahmen mittig darauf platzieren. Ansonsten musst Du leider mit dem Fußboden vorlieb nehmen. 😀
Prüfe, ob der Stoff an allen Seiten etwa gleich lang auf die Innenseite des Holzrahmens überragt. Meine Empfehlung für die Tacker-Reihenfolge (nach 12 Absorbern hab ich einiges gelernt!):
zuerst an einer kleinen Seite mittig tackern
an der gegenüberliegenden kleinen Seite mittig straff ziehen und tackern
an einer langen Seite mittig tackern
an der gegenüberliegenden langen Seite mittig tackern. Hier braucht man etwas Fingerspitzengefühl: wenn man den Stoff zu wenig spannt, sieht man später kleine Falten. Wenn man allerdings zu viel spannt, dann verbiegt sich das Holz nach innen (zumindest bei 10mm Holzstärke) und man hat später unschöne Lücken beim Nebeneinanderstellen der Absorber. Also nur leicht ziehen, damit der Stoff gerade eben straff ist.
Auf ¼ und ¾ der langen Seite ebenfalls vorsichtig straff ziehen und tackern
auf den kurzen Seiten in den Ecken straff ziehen und tackern
als letztes die Ecken falten und tackern. Ich habe den Stoff an den Ecken nur gefaltet und nicht geschnitten.
Schritt 3: Mineralwolle einlegen
Dieser Schritt ist eigentlich selbsterklärend. Eine kleine ehrliche Anmerkung habe ich: nach einigen Stunden Kontakt mit der Steinwolle konnte ich an meinen Unterarmen etwas Juckreiz und auch eine leichte Hautreaktion bemerken. Ich möchte Dir daher ans Herz legen, alte Klamotten und ggf. Handschuhe zu benutzen und die Arbeiten in einem aufgeräumten Umfeld durchzuführen. Anschließend kannst Du dann leicht alle Reste mit dem Staubsauger entfernen, Deine Klamotten in die Waschmaschine stecken und unter die Dusche springen!
Zum Schutz Deiner Atemwege solltest du zudem für Dich entscheiden, ob Du eine Atemschutzmaske verwenden möchtest.
Schritt 4: Rückseite abdecken
Selbst wenn Du die Absorber fest an der Wand stehen bleiben, würde ich Dir aus hygienischen Gründen empfehlen, die Rückseite mit Stoffresten abzudecken. Ich habe diese einfach zwischen Steinwolle und Holzrahmen geklemmt. Du kannst den Stoff aber auch ringsum auf den Rahmen tackern, solange er nicht übersteht.
Schritt 5: Rückplatte befestigen
Bei geringer Absorbertiefe und wenn Du nicht vorhast, die Absorber übereinander zu stapeln, kannst Du auf diesen Schritt möglicherweise verzichten. Ich habe mich dazu entschieden, mittig auf die Rückseite noch eine weitere Platte zu befestigen in den gleichen Abmessungen wie die Boden-/Deckenplatten. Dies gibt mir ein besseres Vertrauen in die Stabiltät, wenn ich mehrere Absorber stapeln möchte.
Fertig!
Ich habe inzwischen 12 dieser Absorber „gebaut“ und freue mich wie Oskar über den großen Fortschritt (oder war es “frech wie Oskar”? Naja, das vielleicht auch 😀)!
Ein Absorber mit den hier aufgeführten Materialien wiegt übrigens knapp 12kg. Das ist nicht wenig, aber immer noch leicht genug, um ihn notfalls an die Wand zu hängen. Und er ist auch leicht und klein genug, dass man ihn bei einem Umzug schnell transportieren kann.
Ich hoffe, ich konnte Dich mit meinern Ausführungen überzeugen, dass man schon für wenige Euro und mit wenig Aufwand in das Thema Raum-Akustik einsteigen kann! Bezüglich der genauen Wirksamkeit werde ich Dich in den nächsten Blog-Artikeln auf dem Laufenden halten!
Zum Schluss noch ein Foto, wie es inzwischen bei mir zu Hause aussieht. Die Absorber haben sich gut eingelebt - Phase 1 ist abgeschlossen (ja, es geht noch weiter!)! Und in wenigen Tagen ziehen hoffentlich auch endlich die Lautsprecher ein! 😀